Eines steht fest. Das Bauen wird dadurch teurer. Und zwar deutlich. Es ist durchaus nachvollziehbar, daß die EU ihre selbst verordneten Klimaziele erreichen will. Und da kommt der Bausektor gerade recht. Immobilien können nicht weglaufen und sind nach Angaben der EU-Kommission für 40% des Energieverbrauchs und 30% der Emissionen verantwortlich.
Wie genau die neue Verordnung umgesetzt werden soll, ist Ländersache. Die Bundesregierung hat also einen gewissen Handlungsspielraum. Zwar soll es keine Zwangssanierungen geben, aber eines dürfte auch klar sein: Angesichts klammer Haushaltskassen wird der Bund nicht erpicht darauf sein, seine eigenen Immobilien sanieren zu müssen.
Allein die Verpflichtung zu emissionsfreiem Bauen wird Probleme verursachen, die nicht nur Bauherren betreffen, sondern die gesamte Baubranche. Die Baukosten für Wohngebäude werden derart ausufern, dass sich kaum noch eine Familie ihr Eigenheim wird leisten können. Wird weniger gebaut, so wird dies weitere Bauunternehmen in die Insolvenz treiben. Dabei ist die Branche schon jetzt arg gebeutelt.
Ein Beispiel: Hamburg – die sogenannte schönste Stadt der Welt – wird gerade durch weitere insolvenzbedingte Bauruinen bereichert. Nach dem Elbtower, in Sichtweite der Elbphilharmonie, ruhen jetzt teilweise die Bauarbeiten am Elbair, einem Dienstleistungszentrum vor den Werkstoren von Airbus. Etwa zeitgleich kamen die Bauarbeiten am Athleticum am Hamburger Volkspark zum Erliegen, an dem unter anderem der Fußball-Aufstiegsaspirant HSV beteiligt ist. In beiden Fällen liegt der Grund in der Pleite der Ronge Industriebau GmbH.
Prinzipiell gilt die EU-Verordnung für alle Mitgliedsstaaten. Allerdings ist das mit der Vergleichbarkeit so eine Sache. So hätte ein Gebäude in den Niederlanden mit der Effizienzklasse C in Deutschland nur den Standard der Klasse G. Eine französische Immobilie mit Klasse B hätte hierzulande nur ein D. Die deutsche Übererfüllung europäischer Richtlinien könnte sich also als teurer Rohrkrepierer entpuppen.
Laut Haus & Grund wird der Sanierungsaufwand in Deutschland bis 2030 rund 140 Milliarden Euro betragen, im Schnitt 60.000 Euro je Gebäude. Außerdem dürften Gebäude, die noch fossil beheizt werden, einen massiven Wertverlust erleiden. Der noch bevorstehende Sanierungsaufwand dürfte schmerzhaft eingepreist werden. Ganz zu schweigen von den Mieten. Denn Hausbesitzer werden den Sanierungsaufwand notgedrungen auf die Mieter umlegen.
Weiterführende Quellen: