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Firmenstandort Deutschland: „Der Letzte macht das Licht aus“

Firmenstandort Deutschland: „Der Letzte macht das Licht aus“

Der Titel einer deutschen Tragikkomödie aus dem Jahr 2007 ist leider bezeichnend für das, was gerade in Deutschland geschieht. Gerade kam die Meldung herein: der weltgrößte Schokoladenhersteller Barry Callebaut schließt seine Fabrik in Schleswig-Holstein. Der in über 40 Ländern aktive Schweizer Schokoladen-Gigant mit einem Jahresumsatz von über acht Milliarden Schweizer Franken verläßt Deutschland, da eine Produktion hier nicht mehr rentabel sei.

Dabei ist Callebaut beileibe kein Einzelfall. Miele verlagert einen Großteil seiner Waschmaschinen-Produktion nach Polen. Porsche plant seine neue Gigafactory in den USA. Mit den dort gefertigten Akkus sollen 150.000 bis 200.000 Elektroautos ausgestattet werden. Porsche wird dafür mit Subventionen in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar geködert. Auch BMW und Audi wollen ihre Fertigung teilweise in die USA verlagern. Wenn schon weg aus Deutschland, dann auch gleich weg aus der EU. Nach einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer plant jedes zehnte Unternehmen Produktionsverlagerungen fort aus Deutschland, bei Industriebetrieben sogar fast jedes dritte Unternehmen. Die Deindustrialisierung Deutschlands ist in vollem Gange. Die große Transformation?

Doch was sind die Gründe für eine so rasante Absetzbewegung von Unternehmen aus Deutschland wie seit 15 Jahren nicht mehr? An erster Stelle steht laut IHK-Umfrage die mangelnde Verläßlichkeit in der Energiepolitik und insgesamt hohe Energiekosten. Weiter wird die ausufernde Bürokratie genannt. Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz trägt sicher auch seinen Teil dazu bei. So müssen die Hersteller der Lebensmittelindustrie Menschenrechtsverletzungen der Zulieferer, bis hin zu afrikanischen Kleinbauern, verhindern. Sie sollen für Umweltschutz sorgen, zum Beispiel der Abholzung des Regenwaldes entgegenwirken. Und natürlich möglichst klimaneutral produzieren.

Doch das ist längst nicht alles. „Im europäischen Vergleich haben wir in Deutschland die höchsten Steuern und Abgaben, die höchsten Löhne und leider auch eine marode Infrastruktur“, so brachte es kürzlich Katjes-Mitinhaber Bastian Fassin auf den Punkt. Vom aktuellen Fachkräftemangel mal ganz abgesehen.

Die Liste von Firmen, die Deutschland den Rücken kehren, ist lang. Sie würde den Rahmen dieses Beitrags bei weitem sprengen. Die Aufzählung von Firmen, die in die Insolvenz gehen und ihre Tore für immer schließen, ist noch viel länger. Offensichtlich gelingt es immer weniger, für Unternehmen in Deutschland vernünftige Produktionsbedingungen zu schaffen.

Weiterführende Quellen:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/schokoladen-konzern-barry-callebaut-will-fabrik-in-norderstedt-schliessen-a-8c40bb80-a346-4c90-8ed7-f06cb42d0022

https://www.merkur.de/wirtschaft/so-gravierend-unternehmen-verlassen-deutschland-nicht-mal-die-finanzkrise-war-zr-92833252.html

https://www.produktion.de/schwerpunkte/industrie-politik/deutsche-industrie-immer-mehr-betriebe-planen-abwanderung-346.html

https://www.dihk.de/resource/blob/101560/67cc4c558a1465b20d434d2b3a186859/energiewende-barometer-2023-data.pdf

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