Das CO2 muß also weichen. Um jeglichen Preis. Insbesondere im kleinen Deutschland. Die Wächter der Weisheit verkündeten, daß die Menschen aufhören müßten, Kohle, Erdöl und Erdgas zu verbrennen. Das ist nicht ohne Weiteres zu bewerkstelligen, denn die Menschen taten dies seit mehr als einem Jahrhundert. Sie trieben schon das Feuerross mit Kohle an und schufen mit Erdöl und Erdgas wohlige Wärme in ihren Behausungen. Stattdessen solle man die Kraft der Sonne und des Windes nutzen, so die Wächter der Weisheit.
Zu jener Zeit aber, als ein Minister namens Onkel Robbie die Amtsgeschäfte führte, mußte „der grüne“ Robbie eine Lösung für das Dilemma der Menschen in Deutschland finden. Die Wächter der Weisheit raunten Onkel Robbie zu, daß statt der fossilen Brennstoffe zukünftig Wasserstoff verbrannt werden könne. Dieser wäre CO2-neutral und Wasserstoff müsse es doch reichlich geben, da er ja im Wasser enthalten sei, von dem es Massen auf Erden gäbe. Wenn man das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff spaltet, dann erhält man reinen Wasserstoff, welchen man dann verbrennen kann.
Gesagt – getan. Doch leider hatten die Wächter der Weisheit noch keine Lösung dafür gefunden, wie man das reichlich vorhandene Meerwasser in seine Atome zerlegen kann. Man muß es erst entsalzen, damit die Elektrolyse funktioniert. Und dafür benötigt man – Strom. Unmengen von Strom. Irgendwas ist ja immer. Am besten wird es sein, den Wasserstoff aus anderen Ländern zu beziehen. So ward nun mit unseren Nachbarn, den Dänen, ein Handel abgeschlossen. Das Königreich Dänemark soll uns Deutschen große Mengen Wasserstoff liefern, und zwar solchen, der mit Hilfe von Windmühlen erzeugt wurde. Solchen Wasserstoff nennt man „grünen“ Wasserstoff. Nachdem man die Deutschen schon an gelben Strom gewöhnt hat, werden sie auch an grünen Wasserstoff glauben.
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An dieser Stelle müssen wir unser Märchen kurz unterbrechen und ein paar Absätze über die Wasserstoff-Farbenlehre einfügen. Obwohl Wasserstoff stets ein farbloses Gas ist, geben Farben in der Bezeichnung Auskunft über die Art der Produktion. Welche Farben des farblosen Gases H2 gibt es?
Grüner Wasserstoff wird durch Elektrolyse aus Wasser gewonnen. Erneuerbare Energiequellen wie Windkraft, Wasserkraft oder Sonnenenergie liefern den dafür benötigten Strom. Die Herstellung von grünem Wasserstoff ist daher CO2-neutral, allerdings auch viel teurer als z.B. grauer Wasserstoff.
Grauer Wasserstoff wird durch die Dampfreformierung fossiler Brennstoffe wie Erdgas erzeugt. Dies ist die Methode, mit der heute beinahe der gesamte benötigte Wasserstoff weltweit hergestellt wird. Dieser Prozeß verursacht jedoch dieselben CO2-Emissionen, als wenn man das Methan (Hauptbestandteil im Erdgas) direkt in einem Kraftwerk verbrennen würde, um Energie zu gewinnen.
Blauer Wasserstoff entsteht wie grauer Wasserstoff ebenfalls durch Dampfreformierung, allerdings wird das entstandene CO2 danach unterirdisch gelagert. Es gelangt somit nicht in die Atmosphäre und gilt damit ebenfalls als klimaneutral.
Türkiser Wasserstoff ist das Produkt von Methanpyrolyse. Dabei wird das Methan im Erdgas in Wasserstoff und festen Kohlenstoff gespalten. Fester Kohlenstoff ist ein Granulat, das zum Beispiel in alten Bergwerksstollen gelagert werden kann. Dadurch gelangt kein CO2 in die Atmosphäre. Wenn die zur Methanpyrolyse benötigte Energie aus erneuerbaren Energien stammt, ist die Erzeugung von türkisem Wasserstoff klimaneutral.
Oranger Wasserstoff entsteht durch die Nutzung von Biomasse oder Strom aus Abfallverwertungsanlagen wie Müllheizkraftwerken.
Pinker oder Gelber Wasserstoff wird ebenfalls durch Elektrolyse gewonnen. Der benötigte Strom stammt aus Kernenergie. Klimaschädliches CO2 entsteht dabei nicht, wohl aber radioaktiver Abfall, der sicher und dauerhaft endgelagert werden muß.
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Zurück zu unserem Märchen und zum grünen Wasserstoff aus Dänemark.
Die Jütländer sollen also das Meer entsalzen und zwischen 10.000 und 20.000 Windmühlen im gar kleinen Königreiche Dänemark errichten, auf daß 1 Million Tonnen Wasserstoff gewonnen und nach Deutschland transportiert werden können. Dies soll per Rohrpost geschehen, die man heutzutage Pipeline nennt. Für 1 Million Tonnen grünen Wasserstoff bedarf es 10 Millionen Tonnen reinen, entsalzenen Wassers und 55 Millionen Kilowattstunden Strom, die mit Hilfe der Windmühlen erzeugt werden sollen. Doch was schert uns das Elend der Dänen? Und was gedenken die Deutschen mit all’ dem Wasserstoff zu tun? Darf man das gar aussprechen? Am besten flüstert man es: Die Deutschen wollen den Wasserstoff verbrennen.
Aber eine Million Tonnen Wasserstoff genügt den Deutschen keineswegs. Der Wasserstoff soll auch aus dem fernen Kanada und afrikanischen Landen, wie etwa Namibia, importiert werden. Dies geschieht natürlich per Schiff. Dann wollen wir hoffen, dass die Frachtschiffe nicht mit Schweröl betrieben werden. Und wenn dereinst so viele mit Wasserstoff beladene Frachtschiffe die Weltmeere durchkreuzen, woran erkennt man dann, welche Schiffe grünen und welche grauen oder gar bunten Wasserstoff geladen haben?
Und wenn so viele Frachtschiffe mit grünem, farblosem Wasserstoff gen Deutschland fahren, wie erhalten dann die anderen Länder ihren grünen Wasserstoff? Oder kümmert die Farbe des farblosen Gases in anderen Ländern niemanden? Oder importieren andere Länder gar keinen Wasserstoff? Deutschland hat, gemessen an der gesamten Fläche aller Länder auf der Erde, doch nur 0,24% der Fläche inne. Und können 1% der Menschen hierzulande, gemessen an der Weltbevölkerung, das Klima retten? Und hilft es dem Klima überhaupt, wenn wir im kleinen Deutschland so viele Milliarden Taler ausgeben, um grünen Wasserstoff anstelle von Erdgas zu verbrennen? Onkel Robbie glaubt es wohl – und seine Kollegen aus der bunten Ampel-Regierung anscheinend auch.
Und die Moral von der Geschicht’? Glaubt die Mär vom grünen Wasserstoff nicht.
Disclaimer:
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen, Organisationen und Begebenheiten wären rein zufällig und sind selbstverständlich keineswegs beabsichtigt.
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