„Offensichtlich keiner. Nun, dann gibt es wegen Betruges wohl für alle eine Sechs.“ „Das können Sie nicht machen! Die Aufsätze sind doch in Ordnung“, ruft Noah in die Klasse. „Und ob ich das kann. Und überhaupt. Woher willst Du wissen, daß die Hausarbeiten in Ordnung sind? Nun, höre ich da was? Ich kriege es sowieso raus“ „Ja, nun. Wenn es jetzt eh schon raus ist. Einer hat einen geilen Prompt geschrieben. Dann hat er den in unserer Whatsapp-Gruppe geteilt. Und so haben wir alle der KI diesen Prompt gegeben. Aber das hat jeder für sich gemacht!“ Friedel: „So was habe ich mir schon gedacht. Glaubt Ihr eigentlich, Eure Lehrer schlafen auf dem Baum? Ich habe für die KI natürlich auch einen Prompt geschrieben, um zu sehen, wer mich verar… möchte. »Das Kastensystem in Indien mit dem Schwerpunkt Aufstiegschancen und Abstiegsrisiken«. Ist gar nicht so schwer, oder?“ (Zu unserem Beitrag über optimierte Prompts geht es hier.)
So viel zu unserem Beispiel. Längst hat Künstliche Intelligenz Einzug in den Schulalltag gehalten. Eine Zeit lang waren clevere Schüler den Lehrern eine Nasenlänge voraus und konnten verschleiern, daß sie sich mit KI-Systemen wie ChatGPT die Arbeit erleichtert haben. Aber die Lehrer haben aufgeholt und erkennen heute drei Meilen gegen den Wind, wenn Schüler versuchen, ihre Aufgaben an KI zu delegieren. Nichts dagegen, wenn ein Chatbot zur Recherche genutzt wird. Das ist die Bibliothek des 21. Jahrhunderts. Aber ganze Arbeiten schreiben zu lassen, ist nichts anderes als modernes Abschreiben.
In einer Zeit, in der lebenslanges Lernen immer wichtiger wird, kann Künstliche Intelligenz eine hilfreiche Rolle spielen. Egal ob Schüler, Studenten oder Berufstätige – jeder kann von den vielfältigen Funktionen profitieren, die intelligente Chatbots bieten. Lernen 2024 kann und muß völlig neu gedacht werden.
Personalisierte Lerninhalte
Beispielsweise könnte ein Schüler, der Schwierigkeiten mit Algebra hat, spezifische Fragen zur Bruchrechnung, zu Gleichungen mit Unbekannten oder zu Exponentialfunktionen an den Chatbot stellen und detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitungen erhalten. Der Chatbot kann auch verschiedene Methoden zur Lösung eines Problems anbieten, was das Verständnis vertieft und alternative Denkansätze fördert. So könnte auch Nachhilfe durch menschliche Lehrer reduziert werden oder sogar entfallen. Und Familien, die sich keinen Nachhilfelehrer leisten können, haben ein Alternative, die nicht stundenweise abgerechnet wird. Ein Nachhilfelehrer steht immer nur eine bestimmte, gebuchte Zeit zur Verfügung. Mit ChatGPT kann ein Schüler Übungen so oft wiederholen, wie es notwendig ist. Bis der Schüler es in seinem Lerntempo versteht. Die KI ist weder genervt, noch ermüdet sie.
Unterstützung bei Prüfungsvorbereitungen
Ein praktisches Beispiel hierfür ist die Unterstützung bei der Vorbereitung auf Prüfungen. Intelligente Systeme können Quizfragen generieren, die den Stoff umfassend abdecken und somit eine ideale Vorbereitung bieten. Zudem können komplexe Themen in einfachen Worten erklärt werden, was wichtig für das Verständnis ist. Barrierefreiheit ist hier das treffende Stichwort. Das ist ein weiterer Vorteil von KI, insbesondere für Schüler mit Deutsch-Defiziten und einem anderen Lerntempo. Schüler mit Migrationshintergrund sollen zwar die deutsche Sprache erlernen. Aber bevor Sprachbarrieren daran hindern, Lerninhalte zu verstehen, können sich Schüler Aufgaben in ihre Heimatsprache übersetzen lassen und so am Lernfortschritt in der Klasse teilhaben.
In den 60er und 70er Jahren kamen viele Gastarbeiter-Familien nach Deutschland. Diese hatten logischerweise auch Kinder. So saßen plötzlich Kinder aus der Türkei, aus Jugoslawien oder Italien im Unterricht. Oft sagten sie kein einziges Wort – wie auch. Sie sprachen kein Wort Deutsch. Was hätte ihnen eine KI-Anwendung helfen können? Wenn es sie schon bloß gegeben hätte.
KI für Lehrer
Eine KI-Anwendung kann auch bei der Erstellung von Lernmaterialien behilflich sein. Lehrer und Dozenten können die Technologie nutzen, um Unterrichtsmaterialien zu entwickeln, die den Lehrplan erfüllen oder sinnvoll ergänzen. Dies ermöglicht es den Lehrkräften, sich stärker auf die individuelle Förderung einzelner Schüler zu konzentrieren.
Für Lehrer ist die KI also nicht nur ein Fluch, weil Schüler ihre Aufgaben auf einen Chatbot abwälzen. Sie ist auch ein Segen, da sie dem Lehrer hilft, Materialien zu erstellen, die den Unterricht plakativ machen und Schülern – sowie auch dem Lehrer – Spaß machen. Lerninhalte können spielerisch vermittelt werden, was sogar beflügeln kann, leicht renitente Schüler in den Unterricht zu integrieren. Das stärkt den Klassenverband und alle profitieren. Eine Win-win-win-win-Situation.
Weiterbildung im Beruf
Neben der klassischen Schulbildung bietet KI auch im beruflichen Umfeld einen effizienten Nutzen. Weiterbildung kostet auf der einen Seite Geld und Arbeitszeit. Auf der anderen Seite nützt sie dem Arbeitgeber, indem Mitarbeiter nach einer Weiterbildung besser und gezielter eingesetzt werden können. Dies ist besonders in schnelllebigen Branchen wichtig, in denen ständige Weiterentwicklung unumgänglich ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Ein konkretes Beispiel: Ein IT-Unternehmen kann ein KI-System nutzen, um Schulungsmodule für neue Softwareentwicklungen oder Sicherheitsprotokolle zu erstellen. Mitarbeiter können interaktive Lernmodule durchlaufen, die ihnen die notwendigen Fähigkeiten vermitteln, und dabei Unterstützung durch den Chatbot erhalten, wenn sie auf Schwierigkeiten stoßen. So könnte ein Softwareentwickler spezifische Fragen zur Implementierung einer Programmiersprache stellen und sofort hilfreiche Erklärungen und Beispiele erhalten. In Sekunden.
Sprachlern-Unterstützung
Ein weiterer Aspekt ist die Möglichkeit, KI zum Erlernen neuer Sprachen zu nutzen. Intelligente Chatbots können dabei helfen, neue Sprachen zu erlernen oder vorhandene Sprachkenntnisse zu vertiefen. ChatGPT „spricht“ über 20 Sprachen fließend und kann nicht nur übersetzen, sondern durch interaktive Dialoge und personalisierte Übungen das Lernen unterhaltsam gestalten. Dies fördert gleichermaßen Sprachverständnis, Sprechfertigkeit und das Hörverstehen.
Ein Mitarbeiter, der Spanisch lernt, kann den Chatbot nutzen, um alltägliche Konversationen zu üben. Zudem kann der Chatbot Grammatikregeln erklären und Vokabelübungen anbieten, die auf das individuelle Lernniveau und auf die spezifischen Anforderungen des Unternehmens abgestimmt sind, zum Beispiel auf eine besondere Klientel oder auf das Vokabular einer bestimmten Branche oder Sparte.
Fazit
In einigen Jahren wird man sich fragen, wie früher in den 10er Jahren (des 21. Jahrhunderts) Lernen ohne KI funktioniert hat? Wir, die Menschen, müssen nur aufpassen, daß die Künstliche Intelligenz nicht zur eigentlichen Intelligenz wird. Wenn Menschen – der Einfachheit halber – wesentliche Aufgaben an die KI delegieren anstatt den eigenen Gehirnapparat einzuschalten, wird dieser womöglich verkümmern. Kognitive Fähigkeiten könnten verlernt werden. „Die KI macht das schon.“ „Die KI ist eh schneller.“ „Woher soll ich das wissen, frag‘ doch ChatGPT.“ Dies wird dadurch noch verstärkt, daß KI-Anwendungen mithilfe des Smartphones überall und jederzeit verfügbar sind. Wofür noch selber denken?
Bestes Beispiel ist der Taschenrechner. Ab Mitte der 70er und in den 80er Jahren hatte ihn jeder in der Tasche oder auf dem Tisch. Die Folge zwei Generationen später: Wer kann heute noch simple Grundrechenarten im Kopf oder mit Zettel und Stift ausführen? 23 x 17 – (153 x 2) = X. Na, haben Sie zum Taschenrechner gegriffen? Pardon, zum Smartphone. Denn da ist ja die Taschenrechner-Funktion drauf. Wir brauchen Hilfe, um herauszufinden, daß das Ergebnis dieser simplen Aufgabe auf Drittklässler-Niveau 85 ist. Evolution hat mit Lernen zu tun, nicht mit Ver-Lernen. In diesem Sinne, nutzen Sie den Segen der Künstlichen Intelligenz. Bereichern Sie dadurch ihre eigene. In diesem Sinne freuen Sie sich auf Folge 14 unserer Beitragsreihe: Kreatives Schreiben durch KI.