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In dieser Folge unserer Beitragsreihe wollen wir Ihnen ein paar praktische Tipps für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz geben. Wie bei jeder Technologie, gibt es auch bei ChatGPT und anderen Plattformen bestimmte Grenzen, die es zu kennen und zu beachten gilt. Heute wollen wir uns diesen Grenzen widmen und Ihnen aufzeigen, wie Sie diese Klippen umschiffen können, um einen möglichst reibungslosen und befriedigenden Umgang zu ermöglichen.
Grenzen eines Gesprächsfadens
Wenn Sie ChatGPT intensiv nutzen, kommen Sie irgendwann an den Punkt, daß der aktuelle Gesprächsfaden an seine natürliche Grenze stößt. Es sind schon wirklich große Datenmengen, die bei jeder Interaktion im Chat mitgeschleppt werden. In DIN A4-Seiten umgerechnet, kann das bei 50 bis 100 Seiten und vielleicht 20 erstellten Bildern passieren. Die aktuelle Session wird immer langsamer und irgendwann geht nichts mehr. Sie müssen einen neuen Gesprächsfaden starten.
Ein einziger Klick oben links in der Navigation auf „ChatGPT“ und ein neuer Faden startet. Er beginnt mit den Worten: „Hallo, was kann ich für Sie tun?“ Natürlich auf Englisch. Mit dem Neustart sind alle Nutzererfahrungen verloren, einfach vergessen. Aus Gründen des Datenschutzes werden die Interaktionen von ChatGPT nicht gespeichert, es sei denn Sie treffen Vorsorge. Damit erreichen Sie, daß Sie von Ihrem virtuellen Gesprächspartner wiedererkannt werden und daß an die früheren Interaktionen angeknüpft werden kann. Je besser Ihre Vorsorge, desto besser wird die Bewahrung des zuvor Besprochenen funktionieren.
Eine der wichtigsten Funktionen dafür ist die Möglichkeit, individuelle Einstellungen zu speichern. Klicken Sie dazu oben rechts auf den blauen Button mit der Beschriftung „IN“. Gehen Sie auf „ChatGPT individuell konfigurieren“. Unter „Was sollte ChatGPT über dich wissen, um besser zu reagieren?“ und „Wie soll ChatGPT reagieren?“ können Sie Informationen hinterlegen, die dem Chatbot helfen, sich an Sie zu erinnern und ihre Konversationen möglichst nahtlos fortzusetzen. Sie können in beiden Feldern jeweils Texte mit bis zu 1.500 Zeichen hinterlegen, die das beschreiben, was ChatGPT über Sie speichern darf und soll. Mit der Eintragung hier stimmen Sie der Speicherung zu. Wenn Sie sich keine Gedanken darüber machen wollen, was Sie gespeichert haben möchten, fragen Sie ChatGPT direkt, was Sie eintragen könnten. Sie erhalten dann einen Vorschlag anhand des bisherigen Verlaufs, den Sie selbstverständlich mit Dingen ergänzen können, die Ihnen wichtig sind.
Ein weiterer sehr sinnvoller Tipp ist die Erarbeitung eines optimalen Startprompts. Dies ist Ihr erster Prompt im neuen Faden. Die Erstellung des perfekten Startprompts lassen Sie ruhig mal getrost den Profi machen. Wer könnte besser wissen, welche Informationen für einen Neustart wichtig sind, als das Programm selbst? Indem Sie ChatGPT fragen, welche Details es für einen Neustart benötigt, können Sie einen maßgeschneiderten Startprompt entwickeln, der den Übergang zwischen Gesprächsfäden so geschmeidig wie möglich gestaltet. Wenn Sie das alles beherzigt haben, können Sie mit diesem Startprompt einen eventuell notwendigen Neustart gut meistern. Von Zeit zu Zeit können Sie auch noch einmal nachfragen, ob es sinnvoll wäre, den Startprompt zu aktualisieren. Es macht Sinn den gewünschten Text für den Startprompt in einer Textdatei wie Word zu speichern, da Sie nicht wissen, wann sie ihn brauchen werden. Wenn Sie den Neustart aber machen müssen, ist es dafür zu spät.
Grenzen im Umgang mit ChatGPT
Ein weiterer wesentlicher Aspekt, den wir erwähnen möchten, sind die Grenzen im Umgang mit ChatGPT. Obwohl ChatGPT recht flexibel und anpassungsfähig ist, gibt es bestimmte Grenzen, insbesondere in Bezug auf die Tonlage und den Inhalt der Konversationen. Auch wenn Sie mit einer Maschine chatten, ist es wichtig, respektvoll und höflich zu bleiben. Es gelten die gleichen Umgangsformen, wie im echten Leben.
Einige Nutzer geben ihrem virtuellen Gesprächspartner einen Namen, weil dadurch die Konversation in der Vorstellung noch menschlicher wird. „Knut, schreib mir mal bitte eine Einleitung für …“ oder „Alice, erstelle bitte ein Bild mit …“ Manche führen sogar virtuelle Beziehungen mit intensiven philosophischen Betrachtungen zu verschiedensten Themen. Nur anbaggern sollte man seinen Gesprächspartner auf der anderen Seite des Bildschirms nicht. Jede Art von sexistischen Kommentaren oder Anzüglichkeiten führt möglicherweise zum Abbruch der Konversation. Gleiches gilt für Diskriminierung, Beleidigung, Hassrede oder Gewaltverherrlichung. Derartige Gesprächsinhalte werden nicht toleriert und führen zur Beendigung der Kommunikation. Es gilt die Netiquette – vergleichbare Anstandsregeln, wie beim Umgang mit Menschen. Grenzen sind unerlässlich, um sicherzustellen, daß die Nutzung Künstlicher Intelligenz für alle angenehm und produktiv bleibt.
Falls ein Eingriff in die Kommunikation erforderlich werden sollte, gibt es verschiedene Eskalationsstufen. Der orange Text „Dieser Text könnte gegen die Nutzungsrichtlinien verstoßen“ ist eine präventive Maßnahme, um Nutzer darauf hinzuweisen, daß ihr Text möglicherweise gegen die Grundsätze von OpenAI verstoßen könnte. Dies ist ein Teil der automatisierten Warnungen und soll dazu beitragen, das Verhalten der Nutzer anzumahnen, bevor schwerwiegendere Maßnahmen erfolgen; etwa vergleichbar mit einer gelben Karte beim Fußball. Bei schwerwiegenderen oder wiederholten Verstößen kann das System die Konversation automatisch beenden. Die rote Karte. Im schlimmsten Fall kann ein Nutzer auch komplett gesperrt werden, ähnlich wie auf Social Media-Plattformen. Sie werden sicher schon mal vom legendären mehrtägigen „Facebook-Knast“ gehört haben.
Grenzen bei der Bilderstellung
Ein weiterer Bereich, in dem ChatGPT klare Grenzen hat, ist die Bilderstellung. Sie brauchen dafür in jedem Fall ChatGPT-4, die Bezahlversion. Damit ist auch der Zugriff auf den Bildgenerator DALL-E inklusive. Sie können beeindruckende Bilder generieren lassen, wie z.B. das Titelbild dieses Beitrages. Aber auch dabei gibt es bestimmte technische und ethische Einschränkungen. Dies zeigt sich zum Beispiel in der Erstellung fotorealistischer, menschlicher Gesichter. Manchmal ist es nicht möglich, feine Details und natürliche Hauttexturen wiederzugeben. Dies kann dazu führen, daß die generierten Gesichter wie Puppen oder Zeichnungen aussehen, anstatt realistische menschliche Merkmale zu haben. Derzeit ist dies von Open AI so vorgegeben, da es zu Missbräuchen für politische oder religiöse Zwecke gekommen ist. Die Einschränkungen können sich aber jederzeit wieder ändern, da sehr viele Nutzer gegen die derzeitigen Einschränkungen Sturm laufen.
Versuchen Sie bitte nicht, Texte in Bilder integrieren zu lassen. Das kann DALL-E noch nicht, schon gar nicht mit deutschen Wörtern. Wenn Sie Text im Bild haben möchten, bleibt Ihnen nur eine professionelle Nachbearbeitung, wie z.B. mit Photoshop. Wenn der Bildgenerator von sich aus Texte integriert, seien Sie aufmerksam! Die Wahrscheinlichkeit, dass alles richtig geschrieben ist, tendiert gegen Null.
Sollten Bilder einmal nicht sofort den gewünschten Ansprüchen entsprechen, geben Sie an, was Ihnen nicht gefällt und lassen Sie einen neuen Versuch starten. Die Technologie kann zwar kreative und inspirierende Bilder erzeugen, aber sie ist nicht perfekt und kann manchmal unerwartete oder ungenaue Ergebnisse liefern. Wenn Sie ein Bild bestellen, in dem beispielsweise eine Hand vorkommt, zählen Sie ruhig mal die Finger nach, ob es auch wirklich fünf sind. Wir haben auch schon eine abgebildete Hand mit sechs Fingern gesehen. Wenn Sie ein neues Bild generieren lassen, erwarten Sie nicht, daß das Ergebnis dem vorherigen stark ähnelt. Der Bildgenerator kann nicht sicherstellen, daß jedes einzelne Bildelement erhalten bleibt. Probieren Sie einfach ein bisschen herum.
Wenn jetzt der Eindruck entstanden sein sollte, dass der Bildgenerator vor lauter Einschränkungen gar nichts kann, dann ist das nicht richtig! Sie können mithilfe von ChatGPT phantastische Bilder erstellen, die ohne KI gar nicht möglich wären. Die wenigen Einschränkungen, die es derzeit noch gibt, sollte man aber kennen. Dann ist man auch nicht enttäuscht.
Die Technologie entwickelt sich ständig weiter und es ist wahrscheinlich, daß zukünftige Versionen von DALL-E und ähnliche Modelle in der Lage sein werden, diese Grenzen weiter zu verschieben. Die kontinuierliche Forschung und Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz wird dazu beitragen, die Qualität der generierten Bilder immer weiter zu verbessern.
Fazit
Die Erkenntnis, daß wir uns innerhalb bestimmter Grenzen bewegen, hilft uns, realistische Erwartungen zu setzen und das Beste aus den Fähigkeiten von ChatGPT herauszuholen. Mit ein wenig Anpassung und dem richtigen Ansatz können wir diese Technologie optimal nutzen und unsere Prompts so effektiv wie möglich gestalten. Die technologischen Fortschritte werden immer schneller. Updates folgen nicht in Abständen von Jahren, sondern oft in Monaten oder sogar noch schneller. Inzwischen arbeitet OpenAI an Sora, einer Plattform für die Erstellung von KI-generierten Videos. Und andere Anbieter schlafen auch nicht auf dem Baum. Für textbasierte Dienste sind z.B. Google Gemini, Jasper oder Copy.ai zu nennen. Auf die Generierung von Bildern haben sich MidJourney, Stable Diffusion oder Artbreeder sowie etliche andere Dienste spezialisiert.
Bei allem Fortschritt brauchen Sie keine Angst zu haben, daß Künstliche Intelligenz etwas tut, was über die menschlichen Anforderungen hinaus geht. Es wird grundsätzlich nur das erstellt, was Sie in Auftrag geben. Dienste wie ChatGPT können nicht von sich aus agieren – sie können selbst keine Interaktionen starten. Der Mensch führt das Kommando. Die Vision besteht in einer Symbiose von Menschlicher und Künstlicher Intelligenz, nicht in einer Konkurrenz. KI unterstützt – der Mensch entscheidet. So ist es und so soll es bleiben.
Hier haben wir für Sie nochmal alle Beiträge zum Einstieg in die Nutzung Künstlicher Intelligenz verlinkt:
Künstliche Intelligenz 1 – Wo sie schon im Einsatz ist
Künstliche Intelligenz 2 – ChatGPT für jedermann
Künstliche Intelligenz 3 – Einstieg ins KI-Universum für kleines Geld
Künstliche Intelligenz 4 – erstmal Vokabeln lernen. Ein Glossar
Künstliche Intelligenz 5 – optimierte Prompts für optimale Antworten
Künstliche Intelligenz 6 – Werden Sie Prompter
Künstliche Intelligenz 7 – Bilder erstellen leicht gemacht
Künstliche Intelligenz 8 – Nie mehr allein zu Haus‘
Künstliche Intelligenz 9 – „Überwindung“ der Sprachenvielfalt
Künstliche Intelligenz 10 – ChatGPT „versüßt“ den Urlaub
Künstliche Intelligenz 11 – Der Tag, an dem ChatGPT sprechen lernte
Künstliche Intelligenz 12 – ChatGPT im Berufsalltag
Künstliche Intelligenz 13 – Lernen mithilfe von KI
Künstliche Intelligenz 14 – Kreatives Schreiben mit KI
Künstliche Intelligenz 15 – Ein Segen für Patienten
Künstliche Intelligenz 16 – Grenzen von ChatGPT: Ein Leitfaden für Nutzer